Text: Estha Sackl, Foto: Yasmin Hafedh
Das war´s jetzt also … nach Wochen und Monaten des Aufgeregt-Seins und einer kribbelig-nervösen Vorfreude auf meinen ersten Ö-Slam, die sich nur mit einem Haufen roter Ameisen im Bauch vergleichen lässt, ist das Wochenende so schnell an mir vorbei gerast, dass die einzelnen Eindrücke ineinander verschwimmen (was wahrscheinlich auch am ziemlich exzessiven Fortgehen liegen kann … – Slammer geben ordentlich Gas, aber das wusste ich ja bereits).
So fühlt es sich also an, am Ö-Slam teilgenommen zu haben. Um es kurz zu machen: Man fühlt sich echt „volle zach wichtig“. Irgendwie fühlt es sich schon ein bisserl an, wie wenn man die Unschuld verliert. Am Anfang ist man noch ganz schüchtern und ganz unsicher, sagt und tut lieber erst einmal nicht so viel und versucht, im Backstage-Bereich, der eher für 14 der erwähnten roten Ameisen statt für 14 Poeten ausgelegt zu sein scheint, niemandem im Weg zu sein. Über kurz oder lang kann man aber gar nicht mehr anders, als sich in der „Slamily“ einfach wohlzufühlen- weil jeder einfach so nett ist das man fast vergisst, dass man ja irgendwie vor allem gegeneinander antritt: Hier ein Schulterklopfer, da ein aufmunterndes Nicken, irgenwo im Hintergrund ein Backstage-Björn, der dafür sorgt, dass es auch allen gut geht (ist das nicht volle liab!). Da das ganze schon fast zu friedlich wurde, entschied sich der gute alte Benni, dieses Jahr mit dem Live-Ticker etwas gegenzusteuern – zusammengefasst (Achtung Spoiler): Janea hat nichts als einen interessanten Namen, Mona und ich machen langweilige Mädchenlyrik, MC-Stoner hat irgendwas mit Orang-Utans zu tun und das beste am Ö-Slam 2015 ist der Alkoholismus.
Aber zurück zum Thema: Das erste Mal richtig Herzklopfen: Natürlich beim Startplätze-auslosen: Zweite. Obwohl es ja grundsätzlich kein wirklicher Grund zur Freude ist, früher dran zu sein, war da bei mir trotzdem erst mal Erleichterung- zu wissen, man muss nicht allzu lange bibbern, man kann sich danach entspannt die anderen Jungs und Mädels anschauen. Und was soll ich sagen: Es war einfach unglaublich toll. Die Location, das Treibhaus in Innsbruck, ist der Wahnsinn- ein Blick ins Publikum und alle Bedenken, alles Herzrasen war verflogen- und meine fünf Minuten waren viel zu schnell vorbei und es war bestimmt eines der tollsten Dinge, die ich im letzten Jahr erleben durfte.
Wobei: Ich kam nicht umhin, etwas an meinem Wiedererkennungswert zu zweifeln, da direkt nach meinem Auftritt doch tatsächlich ein ausgesprochen hübscher, junger Mann versucht hat, bei mir ein Getränk zu bestellen und sehr verwundert darüber war, dass ich gar nicht die Kellnerin bin- trotzdem: da mir das eine sehr nette, weitererzählenswerte Geschichte beschert hat, verbuche ich das mal auf die Haben-Seite meines Ö-Slam-Kontos.
Ich würde an dieser Stelle auch gerne etwas darüber schreiben, dass die eigentliche Party erst nach dem Ö-Slam losging, aber leider weiß ich davon nicht mehr viel … außer, dass Fisch und Live-Ticker-Benni mit der Hilfe eines entzückenden Schaukelpferdes das halbe Hotel aufgeweckt haben, dass Slammer auf der Straße noch viel lauter sind als auf der Bühne (Beatboxing und Chorgesang inklusive) und dass der eigentliche, heimliche Höhepunkt des Ö-Slam-Wochenendes die Slömmy-Verleihung ist … – Jubel!
Und Schlussendlich: Das Grande Finale war überwältigend. Auf dem Backstage-Balkon wurde mit den Finalisten mitgefiebert, was das Zeug hielt, gewettet und natürlich gefeiert, bis (und natürlich noch viel mehr nachdem) Lisa Eckhart zur verdienten Gewinnerin des Ö-Slam 2015 gekürt wurde.
Und last but not least ein ganz persönliches Resümee: mein erster Ö-Slam bekommt nachträglich das Motto: Dabei sein ist alles! Es gibt soooo viele, unglaublich tolle Poetinnen und Poeten, und es können eben nicht alle gewinnen- und das ist dann am Ende auch doch irgendwie plötzlich ganz unwichtig. Man freut sich dann eben im Finale einfach mit den anderen mit- So einfach und so schön kann das (Slammer-)Leben sein.