Vorwort – Poetry Slam, das Buch
Eine schlaflose Novembernacht und es war geschehen. Beim Durchzappen der Fernsehprogramme hatte eine Sendung meine volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zu sehen war ein – für mich unbekannter – Typ, der einen Text vortrug. Aber irgendwas war anders. Es ähnelte weder einer Theateraufführung, noch den üblichen Comedy-Auftritten. Nichts auf der unscheinbaren Bühne lenkte von seinen gesprochenen Worten ab. Und das war gut so. Seine Person und sein vorgetragener Text bedurften keiner weiteren Unter- bzw. Übermalung.
Das wollte ich mir weiter ansehen. Und so folgte der Moment, der mir bis heute bestens in Erinnerung geblieben ist.
Nina Sonnenberg betrat das kleine Rondeau und wirkte vom ersten Moment. Die Präsentation ihres Textes berührte das Publikum vor Ort, mich am Schirm und ebenso die Künstlerin selbst. Ich war überwältigt, traurig und überrascht zugleich. Mit etwas feuchten Augenwinkeln öffnete ich das Notebook und begann meine Recherche über „Poetry Slam“. Kulturinteressiert und in der Medienwelt tätig, musste ich einmal mehr erkennen, dass ich keine Ahnung hatte. In Deutschland gab es bereits zahlreiche, sehr erfolgreiche Slams. Ebenso in unserer Landeshauptstadt. Der Rest von Österreich war eher spärlich mit der neuentdeckten Kunstform versehen. Und in meinem Bundesland gab es überhaupt keine Möglichkeit, einen Poetry Slam zu besuchen.
Kurzerhand entschloss ich das zu ändern und begann mit der Planung für den ersten Poetry Slam in Klagenfurt. War ja nicht so, dass ich nicht schon kleinere Events geplant hatte – aber hier betrat ich wirklich Neuland. Wenn ich manchmal zurückdenke, frage ich mich schon, woher dieser Mut kam.
Als erstes überlegte ich mir einen Termin und entschied mich für den 1. April 2010. Schließlich sollte bereits das Datum besonders sein und bis dahin hatte ich noch genügend Zeit für die Organisation.
Ich schrieb also die ersten Slammer – alle aus Deutschland – an und fragte, ob sie eventuell Interesse hätten, den Kärntnerinnen und Kärntnern den Poetry Slam näher zu bringen. Fiva Mc antwortete mir mit einem netten, aber entschiedenen „Nein“, da sie generell nicht mehr slammen würde – nur noch Slams moderieren. Das fand ich natürlich extrem schade, sollte mich aber nicht entmutigen. Denn Andy Strauß, Frank Klötgen und Florian Cieslik sagten spontan zu. Ich war überrascht und erfreut zugleich. Nach und nach kamen dann noch die österreichischen Slammer hinzu und ich hatte bald ein sensationelles Line-up zusammen. Meine Liebe zu Andy, Frank und Flo blieb seit diesem Slam bestehen und ich bin stolz sagen zu können, dass sie seitdem immer mal wieder in Klagenfurt geslamt haben – und hoffentlich slammen werden. Aus diesem Grund war es mir auch wichtig, sie in diesem Buch vertreten zu wissen. Ich halte alle drei für herausragende Persönlichkeiten, sehr unterschiedlich – aber auf demselben hohen Niveau.
Natürlich entwickelte sich meine Liebe auch zu vielen österreichischen Slammern, die ich zuvor noch nicht kannte, und ich erhielt einen ersten, kleinen Ausblick in die Szene. So erfuhr ich, dass Markus Köhle und Mieze Medusa den Poetry Slam nach Österreich holten und etablierten – wofür wir (die Slam-Szene) ihnen heute noch dankbar sind! Günther „Tschif“ Windisch, unser Urgestein aus Leoben, stand mir von Beginn an mit Rat und Tat zur Seite und erklärte mir die elementaren Dinge des
Slams. Yasmin „Yasmo“ Hafedh begeisterte mich ebenso von Anfang an. Nicht nur durch ihre berührenden Texte, sondern vor allem durch ihre herzensgute und bodenständige Art. Mit ihr verbringt man gerne mal eine Nacht bei Bier und Zigaretten und quatscht über Gott und die Welt.
Bodenständigkeit ist übrigens eine Tugend, die man bei fast allen Slammern findet und nur einer der Punkte, der meine Faszination ausmacht.
Die bisher genannten Slammer lernte ich also alle beim ersten „Slam, if you can!“ kennen und lieben, und ich freue mich immer wieder darauf, sie zu sehen. Wesentlich war für mich auch die Begegnung mit dem großartigen „Sebastian23“, dem der Grundgedanke des Poetry Slams nach wie vor wichtig ist – und der auch noch einiges zu meinem Wissen beitragen konnte. Aus diesem Grund habe ich ihn gebeten, ein Vorwort für dieses Buch zu schreiben. Ein großes „Danke“ an dieser Stelle!
Nach und nach erweiterte sich das Feld und ich bin dankbar, inzwischen so viele talentierte Menschen bei den Slams begrüßt haben zu dürfen. Warum jetzt manche in diesem Buch vertreten sind und andere nicht – hat mitunter zwei Gründe. Erstens war die Zahl begrenzt – leider! Und zweitens hatte der eine oder die andere persönliche Gründe, nicht an diesem Buch mitzuwirken. So ergab sich – so glaube ich – eine echt gute Mischung an Charakteren und Stilen. Da ich mich bei allen aus tiefsten Herzen fürs Mitmachen bedanken möchte, möchte ich doch noch alle namentlich nennen: Ana Theresa Ryue, herzerwärmend und engelsgleich; Henrik Szanto, engagiert und unverzichtbar; Jonas Scheiner, wertvoll und konzentriert; Mara Ban, Ausnahmetalent und für eine Sache kämpfend; Klaus Lederwasch, fabelhaft und wesensfremd; Mario Tomic, Wortgenie und Pausenclown; melamar, träumerisch und eigenwillig; Melina Marcher, direkt und mitten ins Herz; Simon Tomaz, zurückhaltend und wortgewaltig und Yannick Steinkellner … Sturm und Drang!? Mein Dank gebührt natürlich auch Jakob Grollitsch, der dieses Buch schon 2012 herausgebracht hätte, wäre ich nicht so zögerlich gewesen. Und dem Co- Herausgeber John Patrick Platzer, der den Stein erneut ins Rollen brachte. Bedanken möchte ich mich vor allem bei jeder Einzelnen und jedem Einzelnen, der mich bei der Durchführung der Poetry Slams unterstützt hat sowie dem großartigen Publikum, das immer wieder seinen Weg zu „Slam, if you can!“ gefunden hat.
Mein Vorwort im Buch – Poetry Slam – Das Buch.